Von Hitzecheck bis Mühleninsel

Die Landshuter Zeitung berichtete am Samstag, den 23.08. über den "Hitzecheck" und dessen Bedeutung für die Stadt. Auch die "Causa Mühleninsel" wurde im Interview erneut thematisiert. Beide Themen werfen wichtige planerische Fragen auf. Und sie betreffen die Stadtöffentlichkeit.

In den beiden genannten Beiträgen wurde angesprochen, dass ein gemeinsames Gespräch von politisch und planerisch Verantwortlichen gewünscht wird. Das ist ein positives Signal. Es ist dabei erforderlich, sich zu überlegen, wie ein solches Gespräch gestaltet wird. Es empfiehlt sich ein öffentliches Format, das von einer unabhängigen Institution moderiert wird. Es haben sich nämlich Fälle der öffentlichen Kritik wiederholt, deren Ausgangspunkt strittige Planungen waren. Eine fachlich begründete und sachlich moderierte öffentliche Diskussion kann Konflikte mindern oder vermeiden. Dazu wäre es hilfreich, Pläne (Grundrisse, Schnitte, Ansichten) zu "sehen".

Grün und insbesondere Stadtgrün sind planerische "no-regret"-Maßnahmen: Man verliert nicht viel, wenn man sie anwendet, gewinnt dafür umso mehr, wenn man etwa mittels Vegetation Hitzeresilienz verstärkt. Grün ist jedoch nicht das einzige Mittel, es gibt ebenso blaue (Wasser) und graue (bauliche) Maßnahmen zur Bildung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Klimarisiken. Dabei hilft Partizipation, auch um herauszufinden, wer anfällig bzw. verwundbar ist (dazu weiter unten mehr) oder wo Planungsbedarf besteht. Es sollten daher alle Methoden und Ansätze auf den Tisch – auch, um konkrete kulturelle Bedarfe des Stadtlebens zu berücksichtigen. Es ist eine Kernanforderung nachhaltiger Stadtplanung, Schutzziele und Bedarfe zu harmonisieren – und ich sehe darin keine grundsätzliche Unmöglichkeit.

Der "Hitzecheck": Es ist interessant, dass die Deutsche Umwelthilfe eine neue Bemessungsmethode eingeführt hat. Der Aspekt der "Betroffenheit" wird stärker gewichtet. Wie der Zufall will, befasse ich mich seit 2007 planungswissenschaftlich mit "Verwundbarkeit". Sie beschreibt einen potentiellen Zustand, der in einer Krise akut wird, während Betroffenheit den Moment des tatsächlichen Schadenseintritts beschreibt. Das ist vergleichbar der Relation zwischen potentiellem Risiko und tatsächlicher Gefährdung. Die Ergebnisse meiner Arbeit in der Sache sind klar: Verwundbarkeit ist ungleich verteilt. Alter, Gesundheitszustand, der Zugang zu Ressourcen – das sind nur einige soziale Eigenschaften, die Verwundbarkeit ausmachen. Es besteht also die planerische Erfordernis, verwundbare Bürger zu schützen.

Wenn wir über den Kern der Stadt, Kernbereiche oder ähnliches sprechen – "Kerngebiet" ist eine planerisch relevante Kategorie: „Ein Kerngebiet ist ein Baugebiet, das nach § 7 Abs. 1 der deutschen Baunutzungsverordnung vorwiegend der Unterbringung von Handelsbetrieben und zentralen Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur dient. Zulässig sind neben Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäuden auch Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke, Vergnügungsstätten sowie bestimmte Wohnungen. Wenn besondere städtebauliche Gründe dies rechtfertigen, kann für Teile eines Kerngebiets ein bestimmter Anteil an Wohnungen festgesetzt werden (§ 7 Abs. 4 BauNVO). Das Kerngebiet ist in den meisten Städten mit der Innenstadt identisch“ (Wikipedia). Es wäre demnach ebenso hilfreich, planerisch zu klären, was die Mühleninsel denn nun sein soll.

Was überhaupt und immer hilft ist der Blick auf vergleichbare Städte und Kommunen, die bereits die genannten Maßnahmen angewendet haben. Was noch mehr hilft ist, wenn man diese Städte und Kommunen besucht, um sich selbst ein Bild davon zu machen, ob die gefundenen Lösungen übertragbar sind.

Das sind "my two cents", wie die Angelsachsen sagen. 


 

Comments

Popular posts from this blog

Weg zur Bavarität – sechster Teil

Das sinnliche Universum des Fritz Koenig am Ganslberg – Eine Reise mit Markus Stenger

Bavarität gelesen und diskutiert bei Schnitzer&