Weg zur Bavarität – sechster Teil


Unsere soziale und politische Freiheit wird durch Verfassungen und Gesetze konturiert. Unsere planerische und entwerferische Freiheit wird durch die Realität der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen umschrieben. Sie korrespondiert mit den Anforderungen der Nachhaltigkeit in einer Welt, die schnellen Veränderungen unterworfenen ist. Wir sollten nicht unterschätzen, was es für Planung und Entwurf bedeutet, auf diese Aspekte fokussieren zu müssen. Das Risiko besteht nämlich, dass wir pfadabhängig werden und die Fähigkeit verlieren, über den Tellerrand hinauszublicken – im Sinne von "thinking outside of the box". Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Realität unsere Möglichkeiten auf sehr konkrete Art einschränkt. Ebenso ist es wichtig, die gedankliche Freiheit zu bewahren, um uns zumindest vorstellen zu können, was möglich sein könnte. Dabei geht es nicht zuletzt darum, sich die Perspektiven derjenigen bewusst zu machen, die aus verschiedenen Gründen an aktuellen Diskussionen um Planung und Bau nicht teilnehmen können. Ein früheres Experiment (im Buch "Architekturkultur" erschienen, Herausgeber Alexander Gutzmer und Stefan Höglmaier) diente dazu, eine fiktive, ja unmögliche Diskussion darzustellen. Historische Akteure des Bauschaffens wurden über die Zeiten hinweg an einen unmöglichen Ort zusammengeführt, um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln. Im Buch "Bavarität" verwende ich einen vergleichbaren Ansatz, um mich der Frage zu nähern, "was wäre, wenn?" Das Ziel dabei ist, zu Erkenntnissen zu gelangen, welche Gestalt ein Bauprojekt in München mit einem anderen Planer angenommen hätte, um Kritikpunkte an der real existierenden Situation zu begründen. Dieser Ansatz soll auch demonstrieren, wie wir uns in einer Welt gerechtfertigter Einschränkungen die Freiheit planerischer und entwerferischer Ideen bewahren können.

"Bavarität – Krisenbewältigung im baukulturellen Raum" ist erhältlich auf der Website des Verlags sowie im Buchhandel.

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